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Burg Reichenstein - Perle von Arlesheim

Die Region Basel hat eine bewegte Vergangenheit, viele grosse Namen und das Bistum kämpften um Einfluss und Macht - die Burg Reichenstein kann darüber eine Geschichte erzählen.

Heute ist die Anlage ein Zeitzeuge, der einlädt schöne Stunden in ihm zu verbringen und evtl. etwas in der Vergangenheit zu schwelgen.

 

Burg Reichenstein - die ganze Geschichte

Castrum Birseke superior

der gescheiterte Versuch der Frohburger

Die heutige Burg Reichenstein wurde mit der mittleren Birseck Burg nach 1200 von den expandierfreudigen Frohburgern erbaut. Da die Frohburger aber nicht den erhofften Erfolg in der Region erzielten, trat Ludwig von Frohburg im Jahr 1245 die drei Birseckburgen (darunter auch das Schloss Birseck) an das Bistum Basel ab. Der damalige Bischof (1238 - 1248) Lüthold II. von Rötteln (als Herr von Rötteln Lüthold I.) gab die mittlere und obere Birseckburg (Castrum Birseke superior) den seit Beginn des 13. Jahrhunderts im Dienst des Bistums stehenden Reichs in Lehen. Die 1239 erstmals in den Büchern erwähnte Anlage bekam zu diesem Zeitpunkt die Namensgebung Burg Reichenstein.

Burg Reichenstein

Reich heiß ich - Reich bin ich - Das weiß ich​

Die Burg Reichenstein wurde von den Reichs bewohnt, sie hatten die Aufgaben der Bewirtschaftung der Ländereien, Sicherheit des Bistums inkl. des Doms zu Arlesheim (Kathedrale des Bistums Basel) sowie der Eintreibung der Steuern. Die Reichs waren Dank ihrer Dienste sehr erfolgreich und durften sich Reich von Reichenstein betiteln.

Die Reich von Reichenstein gehörten dem Basler Rat an und stellten während der Zeit von 1250-1400 sechs Bürgermeister, zudem besetzte Peter Reich von Reichenstein von 1386-1396 das Amt des Bischifs - ein weiterer das Amt Rektoren der Universität Basel.

Die durch das Erdbeben zu Basel (1356) stark beschädigte Anlage wurde durch die Reich von Reichenstein wieder aufgebaut und weiter bewohnt.

Nach 1400 dienten die Reich von Reichenstein immer mehr den an Macht gewinnenden Habsburgern zu und wandten sich immer mehr dem Bistum ab und verliessen die Burg Reichenstein.

Die Reichs sind unter der Herrschaft der Habsurger weiterhin sehr erfolgreich. Der Besitz dehnte sich über das Baselbiet, Sundgau und südlichen Schwarzwald aus und hielten Lehen der Herzöge von Österreich, des Bischofs von Basel und Markgrafen von Baden mit den Anlagen Brombacher Schloss, Buschweiler im Elsass, Inzlingen mit dem Inzlinger Wasserschloss. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erwarben sie die Herrschaft Landskron im Elsass, 1457 die Pfandschaft Thann sowie 1503/04 die Pfandschaft Pfirt.

 

Die Burg in den Händen des Bistums

Der Zahn der Zeit nagt an den Mauern

Nach dem die Burg von den Reichs verlassen wurde kümmerte sich ausser die Witterung, Wegelagerer und Tiere niemand um die Burg. Das Bistum kämpfte um Ihren Einfluss und zahlreiche, starke Gegnern.

Solothurn wollte die Burg im Rahmen der Expansionspolitik - Basel im Gegenzug, die bis zum 16. Jahrhundert bewohnbare Burg, erwerben, was aber beiden nicht gelang.

Während des 17. Jahrhunderts zerfiel die Burganlage endgültig und erlag dem Zahn der Zeit. Die Steine der ehemaligen Burgmauern wurden abgetragen und zum Bau von Dorf- und Hausmauern verwendet.

Bis zur Auflösung des Fürstbistum Basel 1813, in Folge der Französischen Revolution, blieb die Burg als bischöfliches Lehen im Besitz der Familie Reich.

Der Verkauf der Anlage samt Waldungen ging an den Seidenfabrikanten Johann-Rudolf Forcart-Weiss und ging 1834 als Erbe an Achilles Forcart-Iselin und 1844 an die Firma Forcart-Weiss & Burckhardt-Wildt (später Burckhardt & Co.).

Wo einst die Burg Reichenstein hoch über den Dächern von Arlesheim lag, wird jetzt als vielbesuchter Aussichtspunkt heimgesucht - ob der Wiederaufbau der Anlage durch die Forcart-Weiss geplant war ist unklar.

 

Brodbeck-Sandreuter

Dem Charme der Vergangenheit erlegen

Die Geschichte meint es gut mit der Burg Reichenstein. Im Gegensatz von vielen Anlagen darf die Burg Reichenstein wieder auferstehen.

1932 kauft Herr J. Brodbeck-Sandreuter die "Ruine" und Wald. Innerhalb eines Jahres wurde die Anlage nach den Ausarbeitungen des bekannten Burgenforschers Eugen Probst vorgenommen. Der Wiederaufbau wurde ohne historische und archäologische Untersuchung ausgeführt und entspricht eher den Burgenromantischen Vorstellungen des Forschers.

Die unterhalb der Burggeländes wohnende Familie Brodbeck-Sandreuter nutzte die Anlage als Sommersitz. Brodbeck war Präsident des Verwaltungsrates der Chemischen Industrie von Basel (Ciba) und Dozent der Universität Basel. Mit seinem Vorhaben konnte er schnell Befürworter für sein Vorhaben gewinnen. Dank der Rezession waren genügend günstige Arbeitskräfte auf dem Markt, welche wiederum durch diesen Bau Arbeit fanden, zudem steurten Freunde und Organisationen nach Möglichkeiten zu der Umsetzung des Wiederaufbaus bei - so konnten zum Beispiel Holzbalken einer alten Universität für den Innenausbau verwendet werden.

Brodbeck wurde hoch gefeiert und lud bis zu seinem Tod zu sich auf die Burg ein; - Verwandte, Bekannte, Geschäftspartner, aber auch Schulklassen führte er durch die Kammern der reproduzierten Vergangenheit.

1938 richtete Brodbeck eine Familienstiftung ein. Brodbecks Frau starb 1944, er selbst 1954.

Die Zukunft der Burg Reichenstein

Erbfolge oder Zeitzeuge?

Durch den Sohn der Brodbeck-Sandreuters wäre eine grundsätzliche Regelung des Besitzes der Burg geregelt. Der Umgang mit Geld war ihm aber nicht in die Wiege gelegt, gemäss unbestätigten Überlieferungen soll es sich um über 30 Mio. Franken gehandelt haben, "verzockte" er im wahrsten Sinne des Wortes.

Nachdem alle Reserven verbraucht waren, wollte der Nachkomme Brodbecks-Sandreuters die Anlage veräussern um wieder an Geld und seinem unkontrollierten Lebenswandel zu kommen.

Ein langjähriger Gerichtsprozess endete 1972 mit einem Entscheid auf Bundesgerichtsebene zu Gunsten der Öffentlichkeit. Die Familienstiftung wurde in eine öffentlich, rechtliche Stiftung gewandelt.

Ob und wie der vermeintliche Erbe der Burg Reichenstein lebt, ist nicht klar.

 

Stiftung Burg Reichenstein

Die Geschichte lebt weiter.

Die nach dem Bundesgerichtentscheid 1972 gegründete und 1973 im Handlesregister eingetragene Stiftung Burg Reichenstein hat folgenden Zweck (Auszug Handelsregister BL, 17.4.2016):

 

"Erhaltung der Burg mit ihrer Umgebung als Baudenkmal und Schmuck der Landschaft. Der Ort im Erdgeschoss, wo die Aschenurnen der Stifter beigesetzt sind, ist als dauernde Begräbnisstätte der Stifter der besonderen Pflege der Stiftung anvertraut. Stiftungsberechtigt ist in erster Linie die Einwohnerschaft der Gemeinde Arlesheim, der der Zutritt zu Wald und Schloss zu ermöglichen ist. Ausserdem steht der Wald der Bevölkerung zur Begehung offen. Die Universität Basel besitzt das Recht zur Benützung der Burg."

 

Um die Kosten tragen zu können, musste die Stiftung ein Konzept ausarbeiten - durch Vermietungen und einem "Zustupf" der Gemeinde Arlesheim ist es möglich einen Teil unserer Geschichte aufrecht zu erhalten und zugänglich zu machen.

Die Stiftung lädt als Dankeschön für die finanzielle Unterstützung der Bevölkerung  zweimal im Jahr zum "Tag der Offenen Tür" ein.

Die Stiftung Burg Reichenstein und ich als Burgwart freuen uns auf jeden Fall, wenn Sie sich für die Geschichte, die Anlage interessieren, uns besuchen und evtl. auch Mal ein Fest in Perle von Arlesheim planen.

 

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